Reisebericht vom 14.07. bis 17.07.2022
Am Donnerstag um fünf Uhr früh ging es endlich los. Drei Jahre war ich nicht mehr unten im Süden Ungarns und nun bot sich endlich die Gelegenheit. Neben Silke und mir war auch unserer, jetzt ehemaliger, Pflegehund Diego von der Partie. Beladen war das Auto mit dem von Euch gespendeten Futter, das dort unten so dringend benötigt wird. An Futter ist es immer knapp und auch in Ungarn steigen die Preise.
Während wir durch Prag fuhren, bekamen wir von unserer Teamkollegin Monika die Nachricht, dass sie die kleine Suzy spontan mit zu ihrem Vater genommen hat, da sie die kleine Maus nicht mehr in ihren Verschlag auf der Pflegestelle zurücksetzen konnte. Manchmal sind spontane Entscheidungen doch die Schönsten und wir sind uns derzeit nicht sicher wer von beiden sich mehr darüber freut, dass Suzy mit Monika nach Deutschland reisen wird.
Für uns stand am Freitagmorgen zusammen mit Monika der Besuch des Gemeindeamtes Kórós an. Der Bürgermeister nahm sich persönlich die Zeit mit uns nach den Hunden zu sehen. Er erzählte uns, dass sich derzeit sehr unter staatlichen Kürzungen leiden. Der Staat stellt immer weniger Geld für die Versorgung der Hunde zur Verfügung, dies beinhaltet leider nicht nur das schon immer sehr knapp gehaltene Futtergeld, sondern leider auch medizinische Versorgung aller Art. In Kórós fehlt es schon an Geld um regelmäßig das so wichtige Spot on zu kaufen. Aber woher das Geld nehmen ohne zu stehlen?
Des Weiteren müssen Mitarbeiter abgebaut werden, da ihre Löhne nicht mehr gezahlt werden können. Und das wo doch gerade die Hunde, die verhalten sind und deshalb derzeit nicht oder nur schwer vermittelbar sind, so dringend Interaktion mit Menschen brauchen würden.
Trotz dieser ganzen Umstände möchte der Bürgermeister noch ein Projekt dieses Jahr durchführen und zwar möchte er eine kleine beheizte Hütte mit Wasseranschluss aufbauen um dort frischkastrierte oder anders medizinisch versorgte Tiere unterzubringen. Wie das Ganze allerdings finanziert werden soll, ist noch nicht so ganz klar.
Zumindest konnten wir Ihm ein wenig die Sorgen bzgl. des Futters nehmen, denn wir ließen einen großen Teil eurer Spenden in Kòrós.
Am Nachmittag besuchten wir die kleine Zera und den schüchternen Bingo, der jetzt in einem der durch eure Spenden gekauften Zwinger sitzt. Bingo bräuchte dringend jemanden, der ihm zeigt das menschliche Berührungen was Tolles sind und ihn ein bisschen zu seinem Glück zwingt. Bingo wird wohl nie der große Schmuser sein und definitiv eine reizarme Umgebung brauchen, aber vielleicht findet sich ja die Nadel im Heuhaufen, der dem armen Kerl eine Chance gibt. Zera in dessen zeigt sich uns den Menschen zugewandt und ließ sich streicheln, aber auch sie muss natürlich Bindung aufbauen können.
Danach besuchten wir Bingos Bruder Balu, welcher den zweiten von Euch gespendeten Zwinger bewohnt. Neben Balu betreut David zusammen mit seiner Mutter noch die Brüder Pöti und Pepe, welche total unterschiedlich sind. Pepe war so über uns erfreut, dass er mich direkt angepinkelt hat. Beide Junghunde sind sehr menschenbezogen, wobei Pöti mehr in sich ruht und es eher ruhig angehen lässt. Balu ist im Gegensatz zu Bingo erfreut über das Interesse von Menschen und lässt sich bereitwillig von David streicheln. Wir glauben, dass dies nicht nur an der ruhigen Art von David liegt, sondern auch am Einfluss der beiden Youngsters.
Als nächstes besuchten wir Dante, Drasze und Szirom, welche immer noch im alten Haus der verstorbenen Piroszka leben und von den Nachbarn versorgt werden. Diese meinen es mit der Versorgung allerdings etwas zu gut und Szirom wiegt derzeit stattliche 21 kg, für so einen kleinen Hund natürlich viel zu viel. Dringend müsste sie auf einer Stelle untergebracht werden, wo man ihr Essverhalten kontrolliert, denn derzeit isst sie Teile des Futters der anderen beiden mit. Diese haben dadurch eine Topfigur und profitieren von dem menschenbezogenen Verhalten Sziroms, aber so wie es ist, ist es ein Teufelskreis und hat wenn Szirom nicht abnimmt erhebliche Konsequenzen.
In Gedanken noch bei den letzten dreien fuhren wir zu Jackie, der noch immer auf Diegos alter Pflegestelle lebt. Jackie ist ein toller Hund, der perfekt zu jemandem passen würde, der sich mehr bewegen möchte und einen lieben und aktiven Partner sucht. Die PS Evi sah sich nachher auch Diego an, aber so richtig war die Wiedersehensfreude nur bei ihr zu erkennen. Diego ist einfach schon zu norddeutsch geworden und die 34 Grad Außentemperatur zollten ebenfalls ihren Tribut.
Nach dem Abschlussbesuch bei der Staffhündin Greti fanden wir uns in kleiner Runde (Ildiko, Andrea mit Alex, Zsanett und später Monika mit Suzy) im Gasthaus zum Grünen Garten ein und besprachen alles Erlebte.
Der Samstag wurde ein wenig stressig zum Ende des Tages hin, aber nicht weniger aufregend. Als erstes besuchten wir die Pflegestelle von Suzy. Hier leben die Rüden Blecky und Bogyó, die Hündin Kitty sowie die Hündin Eszter mit ihren drei Welpen. Alle Hunde sind wirklich toll und haben wie jeder andere auch ganz dringend ein eigenes Zuhause verdient. Danach waren wir bei Eleonora und Janos und haben Mamci und Pamacs gesehen, beide Hündinnen suchen dringend ein Zuhause, da Eleonora und Janos aus gesundheitlichen Gründen als Pflegestelle aufhört. Wir sahen bei der Sammlung im Tesco noch Roni und fuhren nach Komlo um Fahej und Dio zu sehen.
Wir ließen den Samstag wieder im Grünen Garten ausklingen mit von der Partie Monika und natürlich Diego und Suzy, die sich dort verhielten als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Es war ein schöner Abend und ich haben uns natürlich sehr gefreut Monika einmal persönlich zu treffen.
Auf unserer Rücktour habe ich mir lange Gedanken über die Hunde gemacht. Jeder einzelne von ihnen hätte ein Zuhause verdient, aber derzeit tut sich überhaupt nichts. Liegt es wirklich nur an der derzeitigen Situation in der Ukraine. Sind die Hunde in Ungarn nichts mehr wert? Geraten sie in Vergessenheit?
Ich bitte Euch vergesst in diesen schweren Zeiten die Hunde in Ungarn nicht, denn derzeit haben wir hier vor Ort keine Futterspenden mehr für die Hunde in Ungarn. Wie immer zählt jeder Euro, jede noch so kleine Spende. Wir würden so gerne im September mit Eurer Hilfe die Augen unserer ungarischen Kollegen zum Leuchten bringen und die Mägen der Hunde füllen können. Bitte helft uns dabei!
Eure Wiebke Försterling